Termine

Sa 7.Dezember 13:30-00:00
Nikolausrudern

Nach meiner Premiere „Rudern auf dem Mittelmeer“ vom letzten Jahr war ich auf dem Verteiler für die nächste World Rowing Tour, welche anstelle vom Nil das Meer vor Zypern zum Ziel haben sollte. Mit der Anmeldung über den DRV war es dieses Jahr kompliziert und knifflig: Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, viele E-Mails und einige Telefonate, bis die notwendige Unterschrift vom Verband bei mir -gerade noch rechtzeitig- vorlag. Ich durfte zum Glück mit - und stellte fest, dass die zweite (meine) Gruppe gerade mal aus 14 Teilnehmern bestand. Somit war es viel persönlicher als im Vorjahr mit der Aussicht, die einzelnen Personen besser kennenzulernen. Aus Deutschland waren außerdem noch Matthias, Monika und Ruth aus Mainz mit dabei.

Fotos: Ingrid Kramer-Schneider

Allerdings gab es in diesem Zusammenhang einen offenen Brief des Cheforganisators Warwick Marler aus Australien, in dem die mangelnde Unterstützung seitens des Weltruderverbandes bemängelt wurde. Offenbar wurde die Veranstaltung wenig beworben, was die geringe Teilnehmerzahl in Gruppe 2 bewirkte.

Am Sonntagabend gab es ein gemeinsames Abendessen mit der ersten Gruppe - darunter viele bekannte Gesichter aus dem letzten Jahr. Zu einem zypriotischen (fleischlastigen) Barbecue konnten die Erinnerungen aufgefrischt werden und die Erlebnisse der ersten Gruppe weitergegeben werden.

Am nächsten Morgen ging es früh wieder zum Limassol Nautical Club. Es lagen 3 See-Gig-Vierer bereit, die allerdings nicht die waren, welche später beim Club verbleiben sollten. Da die georderten 4 Quads noch in einem Seecontainer um Kap Horn dümpelten, mussten die Organisatoren Boote aus Kroatien leihen. So kam es, dass die erste Gruppe mehr Doppelzweier und Einer nutzte als gedacht. Für uns hingegen waren 3 Boote genug und nachdem alle Ruderer der ersten Gruppe abgereist waren, blieb es bei 2 Quads und 2 Doppelzweiern. In die Quads stiegen erst mal die Neulinge während die Doppelzweier von drahtigen Damen aus USA und Schweden gerudert wurden. Auch die Co-Organisatorin Andrea mit ihrem Mann aus Österreich war Zweier-affin.

Wie wichtig es war, früh am Morgen loszurudern, zeigte sich sehr bald: Der Wind frischte im Lauf des Vormittags auf und damit auch die Wellenhöhe. Unsere erfahrenen Gastgeber ließen uns nach genauer Beobachtung der Wettervorhersage so rudern, dass wir mit den höher werdenden Wellen Richtung Club „surfen“ konnten. Der Nachteil dieser Fürsorge war, dass wir nicht die angekündigte Strecke entlang der Küste bis Larnaca und zurück ruderten, sondern uns meist nur im Bereich von Limassol bewegten.

Nachdem am Ende der Woche sich auch Monika und Matthias aus Mainz für eine Runde Zweier gemeldet hatten, fasste ich am letzten Tag Mut und stieg mit Matthias in einen Zweier. Ziel wäre der Strand südwestlich von Limassol gewesen- allerdings wurden Wind und Wellen so stark, dass nach 8 km das Begleitboot uns zur Umkehr aufforderte. Insgeheim war ich froh darüber, denn das Rudern an diesem Tag bestand aus einem Husarenritt auf 2 m hohen Wellen. Viel Kraft konnten wir nicht einsetzen, eher bestand die Anstrengung darin, einigermaßen Kurs zu halten und nicht ins Wasser zu rutschen. Nach rund 15 km Tanz auf den Wellen legten wir wieder am Strand vor dem Club an. Als erstes galt es, abzuklatschen und sich für „Ruhe bewahrt haben“ und „mitziehen“ zu bedanken.

Kulturell war das Angebot weniger als im Vorjahr. Da am zweiten Tag wegen Wind nicht an rudern zu denken war, brachte uns ein Bus ins Gebirge, wo in einem Dorf Silberwaren und Spitzenstickarbeiten hergestellt und verkauft wurden. Auch gab es eine Besichtigung der neolithischen Ausgrabungsstätte Choirokoitia aus dem 9 Jahrtausend vor Chr. Diese Anlage zeigt ein hohes Maß an Baukunst und wurde in den 1930er Jahren entdeckt.

An den ruderfreien Nachmittagen war individuelles Programm angesagt: Von Baden im Meer (Luft 28°C, Wasser 24°C) über den Besuch des Paradox-Museum, Bummel in der Altstadt von Limassol und Besichtigung der römischen Ausgrabungen am Stadtrand reichte das Spektrum.

Am letzten Abend gab es nochmals ein gemeinsames Barbecue mit den vielen Organisatoren und Freiwilligen vor Ort, wie üblich mit dem in alphabetischer Reihenfolge vorgetragenem Dank der Teilnehmer nach Herkunftsland sortiert. Ruth, Matthias, Monika und ich hatten uns im Vorfeld auf Stollen, Lebkuchen und Rheinwein als Gastgeschenk verständigt. Dazu gab es eine Gesangsdarbietung zum Lied „wenn das Wasser im Rhein goldener Wein wär“ und wir zeigten unseren zypriotischen Freunden das Schunkeln.

Am nächsten Morgen galt es Abschied zu nehmen, die meisten flogen an diesem Tag nach Hause. In meinem Gepäck fand sich neben 3 Flaschen zypriotischen Wein auch 2 Flachmänner voll Schnaps- eine Art Grappa, welche man notfalls zum Fensterputzen verwenden kann.

Bevor es zum Flughafen ging, bummelte ich doch noch durch Larnaca, wo an diesem Tag der Ochi-Tag (Nein-Sage-Tag) begangen wurde: Zu Beginn des zweiten Weltkrieges wollte Mussonlini in Zypern Truppen stationieren, was von der Regierung abgelehnt wurde. Mit der alljährlichen Parade von Schülern, Studenten und Militär sowie einem Gottesdienst in der Kathedrale von Larnaca wird an diese Weigerung erinnert.

Im Handy gespeichert sind jetzt die Adressen von Else aus Dänemark und Bobbie aus Massachusetts /USA, die beide zu einer Rudertour in deren heimischen Gewässern eingeladen haben. Wer möchte dabei sein?