Letztes Weihnachten bekam ich von meiner Frau einen vierwöchigen „Schnupperkurs“ beim Wormser Ruderclub geschenkt (braucht sie vielleicht bisschen mehr Abstand?), den ich im Januar dieses Jahres begann. Unter Anleitung der sehr engagierten Uschi Renner begannen 10 Neulinge mit Krafttraining, aber auch ersten Technikübungen in einem festen Boot mit richtigen Skulls im berühmten „Ruderbecken“. Mit Beginn der Saison im April durften wir dann endlich „richtig“ in Booten rudern – mein erstes unvergessliches Erlebnis war auf dem Lampertheimer Altrhein in einem Zweier mit einem sehr erfahrenen, super-sympathischen und geduldigen Lehrer. Den ganzen Sommer über trafen wir uns dann Dienstags & Donnerstags in Lampertheim und verfeinerten unsere Technik, meist im Vierer (oft mit Uschi als Steuerfrau / Trainerin), aber auch schon mit ersten zaghaften Versuchen im Einer. Nie werde ich das Gefühl vergessen, zum allerersten Mal im Einer durchs Wasser zu gleiten und wackelig die Skulls zum ersten Mal zu bewegen…
Foto: Christoph König
Im Laufe des Sommers erhielt ich die Info über eine Club-Ruder-Wanderfahrt an die Saar Anfang September. Weil ich in Saarbrücken 8 Jahre gelebt hatte – ohne auch nur auf die Idee gekommen zu sein, diesen Fluss mal zu befahren – fragte ich, ob es noch freie Plätze gebe. Glücklicherweise gab es noch welche und weil mir offenbar zugetraut wurde, die Strecken ohne Kentern zu bewältigen, kam grünes Licht: ich bekam eine E-Mail von der 1. Vorsitzenden Sabine Teigland, überwies die Kosten der Jugendherberge Saarbrücken auf das Konto des WRC und war dabei.
Freitagabend, den 6. September 2024 ging es los, im PKW von Michael brausten wir zu Viert gen Saarbrücken und waren pünktlich in der Jugendherberge. Nach einem ersten Kennenlernen der doch recht großen sehr gemischten Gruppe von rund 30 Wormsern jeden Alters plus zwei Saarbrückern kristallisierte sich eine sympathische und abenteuerlustige Vierergruppe heraus, die gerne noch „mal kurz in die Stadt“ gehen wollte. Ich bot mich mit meinen Ortskenntnissen als „Guide“ an und es wurde ein sehr lustiger lauer Spätsommer-Abend mit einer darauf folgenden recht kurzen Nacht: Frühstück um 7:30 Uhr! Als der Wecker um 7 Uhr ging, fragte ich mich schon, wie ich als völlig unerfahrener Ruderer wohl die 35 km überstehen würde und warum ich nicht einfach früher ins Bett gegangen war?
Fotos: Janina Sieger, Christian Harbauer
Die Sorgen erwiesen sich bald als unbegründet, es wurde ein fantastischer Spätsommer-Tag auf der komplett ausgebauten und leeren Saar. Neben dem Schleusen in der „High-Tech-Schleuse Luisenthal“ war das Rudern auf der breiten Saar einfach fantastisch: am meisten Spaß machte mir der „Endspurt“ vor der Schleuse Rehlingen, bei dem die beiden schnellsten Vierer für einige Zeit ein bisschen „Regatta simulierten“. Ich konnte erstmals richtig nachvollziehen, warum sich viele junge Leute auch heute noch für den Leistungssport Rudern begeistern können: es macht einfach richtig Spaß, im Team gemeinsam an seine Grenzen zu gehen! Ich war danach so verschwitzt, dass ich einfach in der Unterhose in die Saar sprang und anschließend beim Anlegen der restlichen 4 Boote aus dem Wasser heraus gut helfen konnte. Das anschließende erste (und bei manchem auch zweite) Bier im benachbarten Biergarten schmeckte allen sehr gut – anschließend ging es in den PKW wieder zurück nach Saarbrücken in die Jugendherberge. Nach dem Duschen gab es ein gemeinsames Abendessen im Biergarten „Zur Wilden Ente“ saaraufwärts an der Schleuse Güdingen. Dass die sich anschließende zweite Nacht von einem erholsamen Schlaf gesegnet war, wird mir wohl jeder glauben.
Am zweiten Tag ging es wesentlich gemächlicher zu: lediglich 18 km waren zu rudern, von Beckingen bis nach Dreisbach, kurz vor der Saarschleife. Dazu war ich 9 km Steuermann und konnte in aller Ruhe die Natur genießen, unter anderem entdeckte ich mindestens drei Eisvögel am Ufer! Nach dem Anlegen, Abriggern, Verladen und Abschiednehmen ging es im PKW wieder zurück nach Worms.
Fazit: Ruderer nehmen dich völlig unkompliziert in ihre Mitte auf, geben dir das Gefühl, schon immer dazuzugehören! Dazu kommt der sportliche Aspekt und das Erlebnis in der freien Natur. Einfach toll!