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Sa 23.März 00:00
Stadtachter Mannheim
So 7.April 00:00
Anrudern 2024 von Speyer nach Worms

Vereinskleidung

Partnervereine

Eine bunt gemischte Truppe machte sich in diesem Jahr wieder einmal auf den Weg an die Unterweser, um ein für viele ungewohntes und ungewöhnliches Ruderrevier zu erkunden. Insgesamt 19 Ruderer / -innen aus acht süddeutschen Vereinen waren unterwegs: Wormser RC, Weisenauer RV, Mainzer RG, RG Wiesbaden-Biebrich, Ludwigshafener RV, RG Heidelberg, RG Speyer und Bamberger RG.

Unterkunft in Vegesack, Schulschiff Deutschland (Foto: Dave Endler)

Am Donnerstagabend treffen die Teilnehmer nach und nach in Vegesack im Bremer Norden ein. Hier übernachten wir zwei Mal auf der Schulschiff Deutschland. Der Vegesacker RV stellt uns für den Freitag einige E-Gigs zur Verfügung, mit denen wir auf der Unterweser durch Bremen rudern. Wir passieren ländliche und industrielle Gegenden. Auf unserer Fahrt sehen wir die Stahlhütte von ArcelorMittal, das vor einigen Wochen geschlossene Kellogg-Werk und natürlich die Bremer Hafenanlagen.

Auf dem Weg durch die Bremer Innenstadt (Foto: Christian Schmidt) 

Dann geht es durch die Innenstadt, die sich – zumindest den Steuerleuten – schon frühzeitig durch einen schönen Blick auf den Bremer Dom ankündigt. Wir passieren die Schlachte mit den vor Ort liegenden Booten und Schiffen. Darunter befindet sich auch die Alexander von Humboldt mit den charakteristischen grünen Segeln. An Steuerbord sehen wir nacheinander die Brauerei Beck & Co., die Weserburg („Bremens Museum für moderne Kunst“) und die Zentrale der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.

Steuerbord und Backbord - ALEX und BECKS
Die ALEX am einen und BECKS am anderen Ufer erinnern an die bekannte Werbung. Hans Hartz sang damals „Wenn du den Drang zur Freiheit spürst und neue Kräfte in dir fühlst, ist es Zeit für neue Ziele, unbegrenzt, es gibt so viele.“ Das passt ganz gut zu unserer Wanderfahrt, auf der wir für uns neue Ruderreviere erkunden.


Entspannte Pause im Café Sand in Bremen (Foto: Dave Endler)  

Wir legen an den Stegen der stadtbremischen Rudervereine an und marschieren die 500 Meter zum Café Sand. Jetzt ist erst einmal Pause angesagt. Zurück nach Vegesack geht es auf dem gleichen Weg, allerdings mit Gegenwind. Das Hochwasser fällt in die Zeit unserer Pause, so dass die Strömung gedreht haben und der mittlerweile einsetzende Ebbstrom uns wieder aus Bremen heraus tragen sollte. Davon spüren wir allerdings weniger als erhofft. Nach einer Tagesleistung von 41 Kilometern sind wir wieder in Vegesack und an Bord unserer Unterkunft. Den Abend nutzen wir für einen landseitigen Besuch der Bremer Innenstadt mit Abendessen im Schnoor-Viertel.

Nach einem gemütlichen und sehr guten Frühstück an Bord der Schulschiff Deutschland geht es am Vormittag nach Nordenham. Die Unterweser ist dort schon deutlich breiter, als wir sie in Bremen erlebt haben. 13 Boote sind in diesem Jahr bei der traditionellen „Fahrt um die Strohauser Plate“ am Start. Insgesamt vier Boote – verstärkt um einen Ruderer aus Hemmoor – werden durch unsere Reisegruppe besetzt. Den Vereinen aus Nordenham, Oldenburg und Hildesheim danken wir ganz herzlich, dass sie uns Boote zur Verfügung gestellt haben.

Passage des Bremerhavener Container-Terminal auf dem Weg ins Watt (Foto: Christian Schmidt) 

 Nach den durchgehend hohen Temperaturen des diesjährigen Sommers ist die Ausfahrt für uns „erfrischend“. Bei Temperaturen um 20°C und leichtem Regen versuchen unsere Steuerleute, den richtigen Abstand zum Land zu halten, um einerseits unter Landabdeckung und damit im Windschatten zu fahren und andererseits nicht zu dicht ans Ufer zu kommen.
Auf der Schweiburg, dem schmalen Nebenarm hinter der Strohauser Plate, sind Wind und Wellen keine störenden Elemente mehr. Schließlich geht es aber wieder auf die Weser. Von nun an haben wir wieder mit Wellen zu kämpfen und der Wind versucht, uns in Richtung Fahrwasser zu drücken.

Am rechten Weserufer liegt Rechtenfleth, das Heimatdorf des Marschendichters Hermann Allmers. Seine Worte „Die schönen weißen Wolken ziehn dahin – Durch’s tiefe Blau, wie schöne stille Träume“ („Feldeinsamkeit“, vertont durch Johannes Brahms) passen am heutigen Tag nur zeitweise. Auf dem letzten Viertel werden die weißen Wolken nämlich sehr dunkel und es gießt wie aus Kübeln. Auch für den heutigen Tag gibt es ein passendes Seemannslied: „Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen, der eiskalten Winde rauhes Gesicht.“ Na ja – ganz so heftig war es dann doch nicht.

Einmal durch den Suez
„Einmal durch den Suez“ hat schon Hans Albers gesungen. Einmal durch den Suez sind wir nun auch gefahren. Am Sonntagmorgen gehen wir um 7 Uhr aufs Wasser und legen ab in Richtung Suez. Gemeint ist in diesem Fall allerdings nicht der Kanal zwischen Rotem und Mittelmeer, sondern der gleichnamige Priel im niedersächsischen Wattenmeer.
Das ablaufende Wasser trägt uns hinaus auf die Nordsee. Wir passieren zunächst die Nordenhamer Hafenanlagen und einige auf Reede liegende Schiffe, bevor wir Bremerhaven erreichen. Diese nicht einmal 200 Jahre alte Stadt hat sich entlang der Weser ausgedehnt. Dadurch können wir Bremerhaven quasi in voller Länge erleben. Der Fischereihafen versteckt sich noch hinter dem Deich; nur einige Kräne und höhere Gebäude sind zu sehen. Nach Passieren der Geeste-Mündung haben wir freien Blick auf die modernen Gebäude der Innenstadt. Auch zwei Kreuzfahrer haben festgemacht, darunter die als Traumschiff bekannt gewordene „Deutschland“. Es folgen die Anlagen des Container-Terminals, das insgesamt über 5 Kilometer lang ist. Ein Container-Schiff, die 340 Meter lange „Maersk Gibraltar“, legt gerade ab. Zwei kleine, aber sehr kräftige Schlepper drehen sie um 180°. Anschließend macht sie sich auf den Weg nach Wilhelmshaven.

Die Maersk Gibraltar auf dem Weg nach Wilhelmshaven (Foto: Christian Schmidt)  

An Backbord tauchen derweil die ersten Seehund-Bänke auf. Wir machen "Ruder halt" und beobachten die Seehunde, die teils entspannt auf der Sandbank liegen, teils aber auch ins Wasser kommen, um diese seltsamen Dinger genauer zu betrachten, die da plötzlich angekommen sind. So ganz geheuer sind wir den Seehunden aber nicht; jedenfalls wahren sie einen gehörigen Abstand.

Wir erreichen Gefahren-Tonne 29 und richten unseren Kurs nach Backbord, um in den Suez-Priel einzufahren. Genau jetzt erreichen uns nicht nur die Wellen der „Maersk Gibraltar“, sondern gleichzeitig die Wellen eines hafenwärts fahrenden Schiffes. Diese ca. 0,5 m hohen Kreuzwellen laufen unter dem Boot durch, brechen am Bug und drücken das Boot abwechselnd um je 10-15° nach Backbord und nach Steuerbord. Für den E-Gig „Tide“ des Nordenhamer RC ist das aber alles kein Problem; es wird normal weitergerudert.

Wattenmeer - "Ruder Halt" und "Alles Aussteigen"
Nach 25 Kilometern steigen wir mitten im Wattenmeer aus. Insgesamt 5 Boote nicht nur aus unserer Gruppe, sondern auch aus Bremen, Hamburg und Hildesheim sind dabei. Ein Teil unserer Gruppe hat sich heute alternativ für ein Landprogramm entschieden und besucht Bremerhaven. Im Watt werden derweil die Luken der „Wilhelm Bette“ geöffnet und das Picknick ausgepackt. Beim Frühstück warten wir darauf, dass das Wasser hoch genug steigt, um über die Sandbänke auf direktem Weg zurückrudern zu können. Wir haben bereits auflaufendes Wasser und müssen unsere Boote alle zwei bis fünf Minuten ein paar Meter weiter ziehen, damit sie sich nicht selbständig machen.

Frühstückspause im Wattenmeer (Foto: Christian Schmidt)  

Schließlich werden auch die höheren Stellen der Sandbänke vom Wasser überspült. Wir steigen ein und rudern los. Stellenweise ist es noch sehr flach unter dem Kiel. Dann kommen wir aber wieder in die Nähe des Fahrwassers. Nun trägt die auflaufende Tide uns zurück nach Nordenham, wo wir gegen Mittag eintreffen.

Drei Tage lang haben wir auf Unter- und Außenweser erlebt, wie breit dieses Ruderrevier ist und dass man dem Einfluss des Wetters stärker unterworfen ist als wir es gewohnt sind. Gänzlich ungewohnt ist dabei der Einfluss von Ebbe und Flut, der dafür sorgt, dass man – wenn man in die richtige Richtung rudert – auf Hin- und Rückweg mit der Strömung fahren kann.

Wellness-Rudern im Teufelsmoor (Foto: Dave Endler)  

Unsere Wanderfahrt wird am vierten Rudertag auf einem ganz gegenteiligen Ruderrevier abgerundet. Wir sind am Montag zu Gast beim RV Osterholz-Scharmbeck und rudern auf der Hamme. Durchs Teufelsmoor geht es zunächst nach Worpswede, wo wir ganz entspannt in der Hammehütte Neu-Helgoland am Wasser sitzen. Auf dem Rückweg befahren wir den Nebenfluss Beek.
Im Laufe des Nachmittags geht auch dieser Rudertag zu Ende. Nacheinander begeben sich die Teilnehmer auf den Heimweg in Richtung Süden – oder hängen noch einige Tage dran. In jedem Fall waren es ereignisreiche Tage in einem vielfältigen Ruderrevier.

Wie immer haben wir aus Nordenham eine Einladung fürs kommende Jahr mitnehmen dürfen. Am 15. Juni 2019 findet die nächste Fahrt um die Strohauser Plate statt. Die Anmeldeliste hat sich bereits in den ersten anderthalb Wochen nach der Veranstaltung zur Hälfte gefüllt. Wir werden also auch 2019 wieder im Norden unterwegs sein.